Das Netz - Film und Diskussion
Filmimpressionen und Diskussionsinhalt
Ted Kaczynski, 1996 als "Unabomber" vom FBI vor seiner Hütte in Montana verhaftet, ist der versteckte Held dieses Films. Die suggestiv montierten Interviews drängen einen Perspektivenwechsel geradezu auf: Die Menschen der Welt sollen, wenn es nach CIA, verschiedenen Künstlergruppen und Wissenschaftlern der 60er und 70er Jahre gegangen wäre zu einer entgrenzten, nie wieder autoritätshörigen Weltbevölkerung umgeformt werden. Drogenversuche, etwa mit LSD, sollten den Willen auflösen und das Subjekt neu programmierbar machen.
Die Grundaussage des Films wird der Regisseur später so zusammenfassen: Es geht um einen fiktiven Diskurs zwischen zwei Fraktionen, wobei die eine Kaczynski selbst ist: Mit seiner radikalen Abkehr von der "zivilisierten" Welt und ihren Errungenschaften kann er ebensogut ein Verrückter sein wie ein genialer, an der Gesellschaft gescheiterter Vordenker. Die zweite Fraktion ist vielgestaltig: Sie besteht aus Künstlern, Wissenschaftlern und Philosophen, die der Hybris unterliegen, eine neue, bessere Natur schaffen zu wollen.
Die Stimmung des Films streift beständig die Grenzen zum Paranoiden - unterstrichen durch die Mittel des so genannten "Silence Chamber": Herzschlag und Blutgeräusche werden Kaczynskis Briefzitaten unterlegt.
Dieser hat inzwischen das im Film erwähnte "Unabomber Manifesto" überarbeitet und Lutz Dammbeck geschickt - der es in seinem Buch "Das Netz. Die Konstruktion des Unabombers" erstmals abdruckt.