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Lutz Dammbeck

Zuletzt verändert: 07.12.2005 22:09

... im Wortlaut

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**Wie kommt man dazu, so einen Film zu machen über den Zusammenhang Internet und Kazcynsky?**

Als ich begonnen habe, mich mit Kunst zu beschäftigen, mit der Auflösung von festen Strukturen etc., fiel mir irgendwann auf, dass in den 50ern und 60ern schon alles passiert war, was mir daran so gefallen hat. Bei ein paar Tagen Aufenthalt in NY ist mir ein Magazin in die Hände gefallen, in denen alle Namen gefallen sind, die ich schon kannte, und darunter stand ein Artikel über Gelernter, Kaczynski und viele andere von denen, die ich später interviewt habe. Und da war dann das Thema!

Wie stehen Sie nun zum Internet?

Naja, ich habe das natürlich schon für die Recherche genutzt. Aber wenn es Ernst wird, muss man dann doch hinfahren. Der Laptop steht im Film eigentlich nur als Dekor herum. Nachdem die Recherche vorbei war, hab ich es nicht mehr genutzt - ICH brauch es nicht!

Der Mythos des Netzes ist heute nicht mehr aufrecht zu erhalten. Das Netz hat Grenzen - der schöne Schein war in den 70er- und 80er Jahren sehr verführerisch. Heute muss man das alles relativieren. Wieso bloß wird die Euphorie über die Technik am Leben erhalten? Wieso stellt niemand die Sinnfrage: Gibt es jetzt mehr Demokratie, Freiheit etc, seit das Internet und die vielen anderen Technologien Teil unseres Lebens geworden sind? Für die Globalisierung ist das Internet natürlich unerlässlich - noch immer ist es eine Metapher, ein Emblem - und ein wichtiges technisches Tool, zB als Software für die Börsen! Die Bilder vom NY Stock Exchange sind in Wahrheit ja nichts als Bauerntheater!

Wieso ist die Geschichte von Kaczynski eigentlich eine interessante Geschichte?

Mir erschien sie eben interessant! Wir wissen von ihm eigentlich sehr wenig - man hat kein richtiges Bild von ihm. Was er im Wald gemacht hat, dazu gibt es nur Aussagen der Nachbarn. Die Bibliothekrin hat erzählt, dass er viel in der Bibliothek gelesen hat. Sehr viel ist verschwommen - es gab keinen Prozess, wo Beweise hätten vorgebracht werden können. Ihn als Rechten einzustufen, finde ich nicht richtig. Er steht eher in der Tradition von Thoreau, Rousseau und den Grünen. Und: Wir wissen nicht wirklich, ob er die Bomben wirklich geworfen hat.