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Das schnelle Wort

Zuletzt verändert: 03.12.2005 03:02

DAS SCHNELLE WORT [wanderungen im technik-territorium] alien productions [Martin Breindl/Norbert Math/Andrea Sodomka] http://alien.mur.at/ncc05/

installation

"...Internet oder Fax - das heisst in der Sprache der Nanais-`das schnelle Wort`..." (Nanai:indigenes Volk in Ostsibirien) Der ostsibirische Künstler Anatol Donkan in einem Interview für GATEways, 2000

Die Kunst des Erzählens, d.h. seine eigene (historische) Identität nicht schriftlich zu fixieren, sondern mündlilch weiterzugeben und sie im Lauf der Zeit zu variieren, zu verändern, scheint am Beginn des 21.Jahrhunderts aktueller denn je. Während der Durchführung von Oral-History-Projekten und Angehörigen von Volksgruppen, die nie eine schriftliche Aufzeichnungs-Tradition, jedoch eine große Tradition und Kompetenz des Erzählens hatten.

Auffallend war, dass es sich bei ihnen meist um Kulturen im Übergang (Transition) handelt, bei denen die Form des Erzählens Identitätsfindung zwischen den traditionellen Wurzeln einer Heimat und den gefundenen Situationen an neuen Orten schafft - und dieses Erzählen findet mehr und mehr im Territorium der Neuen Technologien statt, die diese Menschen erstaunlich kompetent beherrschen.

Territorium ist im Unterschied zu Ort nichts Fixiertes, klar Abgegrenztes. Es erschliesst sich aus einem permanenten Vorgang des (Weiter-) Erzählens und verändert sich mit diesem. Neue Motive verweben sich mit alten Geschichten in nicht-linearer, nicht-hierarchischer Weise. Da auf schriftliche Festlegung verzichtet wird, entsteht eine Art "territorialer Mythologie", die nicht mehr auf Kausalketten beruht - in einem Prozess von Gleichzeitigkeit und Ortlosigkeit.

Die weltweite Vernetzung mit all ihren Interfaces kann durchaus als solches Territorium begriffen werden. Auch sie entsteht in permanenter Veränderung durch die Erzählungen, die in sie eingespeist werden, sich verknüpfen und weitererzählt werden.

"Das schnelle Wort" soll Menschen aus diesen "nicht-schriftlichen" Kulturen mit den sogenannten "neuen NomadInnen" (Net.KünstlerInnen, ProgrammierInnen,...) auf einer Plattform zusammenführen. Diese Wanderungen im Technik-Territorium könnten ein Beitrag zur Fortschreibung der "territorialen Mythologie" sein, durch die eine veränderte Sichtweise auf eben diese vielleicht möglich würde.