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Die Erotik Kants

Zuletzt verändert: 30.11.2005 02:04

conclusio

Vom Sublimen zwischen Ortlosigkeiten und präformatierten Gefühlen

 
 
 
 
 
 
 
 

Der paradoxe Zwischenraum, das Schweben in einem vorexistenten Zustand erschüttert die klassischen Raum–Zeit–Kategorien, und versucht, einen gefühlsorientierten Ansatz, um dem Staunen ob dieser Unvernunft, näher zu kommen. „ORTLOS“ wird zur Bezeichnung eines „unvordenklichen Ereignisses“: jener Grenze zwischen Erfahrung und Vernehmung (aisthetos) wird hier berührt, an der sich die Form zugunsten der Erscheinung suspendiert.

Das „ES GIBT“ (als „unvordenkliche Ereignis“) bleibt vor dem Raum–Zeit–Satz unbekannt; es ist nur in einer unbestimmbaren Weise fühlbar…. Die Beschreibung dieses Gefühls findet sich im zweckwidrigen Gefühl des Erhabenen wieder, das über das Zeit–Raum–Schema hinausgehend, auf die ursprüngliche Empfindung hinweist.

Die Form verschwindet und löst sich zugunsten des Urgetüms Materie auf. Übrig bleibt das blosse, nackte Gefühl von Angst und Schaudern oder auch Bewunderung. Und wiederum die Frage: wo sind wir hier: vor allem SEIN? in einem vor–ontologischer Zustand ? Lyotard meint dazu: Es ist die „ Frage des Seins / Nicht–Seins“ (Widerstreit, 133), jedoch nicht im Sinne einer Ursprungserfahrung, sondern nach einem Zuvorkommenden. (d.e.) „Die Zeit ist durchaus eine Kategorie des Seinenden. Das Sein ist nicht Zeit .“ (Widerstreit, ebda.)

und wo bleibt die EROTIK?
man lege sich gemäß der Angewohnheit vieler LeserInnnen mit kantianischer Lektüre ins Bett und versucht die "Monstren der Vernunft" im Traum zu erschrecken - um endlich, gebettet auf Rosen der Fantasie, sich der Sinnlichkeit hingeben zu können.
Der Forderung nach Kontinuität, dem ständigen Zwang, "es" müsse fortgesetzt werden, liegt eine biologisch zugrunde; letzlich sollte dieser Obliegenschaft der Menschheit nur unter erotischen Bedingungen folge geleistet werden. Wider dem Kalkül!

conclusio

Dem Pardoxon des „Ortsende von Ortlos“ wurde im Zuge unserer Diskussionen auf recht kohärente Weise (die trainliste besteht aus 27 Personen aus unterschiedlichsten Fachgebieten) begegnet.Wesentliche Annäherungemethoden waren die nochmalige bewußte Koppelung von Raum und Zeit auf einer Gefühlsebene, die letzlich das Individuum in den globalen, vernetzten Raum zurückführt.

Wurde in der Anfangseuphorie des Internet (www) vorwiegend die „Öffentlichkeit des Netzes“, die ubiquitäre Globalisierung euphorisiert, so musste zugleich auch festgestellt werden, dass zur res publica kein Gegenpol als res privata gesetzt wurde. Im Zuge der Pluralisierung von Welten kam es – bedingt durch die Chips–Halbleiterelektonik wieder zu einer Individualisierung. Dies beschreibt einen grundlegenden Wandel seit Mitte der achtziger Jahre: der Schritt geht von der Exkarnation , dem Auslagern von Innerem nach außen, zur Re–Inkarnation. Dabei haben sich die Beziehungen zwischen Individuen und Kollektiv verändert.

„Im Bett mit Kant“ zu liegen, kann eine solche Beziehung visualisieren, es ist eine „kleine“ Utopie, oder mit Lyotard gesprochen: eine Mikrologie. Die Große Erzählung der Aufklärung wird privatisiert, –bleibt aber dennoch durch die Diskussion via Net beobachtbar.
„Die pluralistische Welt kennt keine metaphysische Einheit mehr, kein Streben nach Prinzipien und Transzendenz. Die Gesellschaft definiert sich nicht als politisches Gemeinwesen; sie existiert als eine große kybernetische Maschine.“ (arno Bammé) In der Kombination mit der Ortsende von Ortlos–Tafel wird das kantianische Bett, (ein Regelwerk) in ein unendliches Nichts/Alles projiziert, und spiegelt so die Struktur von technischen Bildern (gemäß Flusser) wider: i.e. technische Bilder gehen aus Texten hervor und sind aus dimensionslosen, weder faßbaren noch vorstellbaren Punktelementen zusammengesetzte Mosaike, die im Modus der Möglichkeitsform leben. Die Dialektiken zw. Sein–Nicht/Sein, öffentlich–privat , Bild–Text, Grenze– Freiraum werden zum Paradoxon erklärt, die sich im kantianischen Bett, als möglichen meditativen Ort, potenzieren können. Als eine zunächst ausgelagerte Intimität unterliegt das Bett einer permanenten Positionsveränderung zwischen privat und global, das letzlich durch das Visier des nicht zu bestimmenden „Ortsende von Ortlos“, einer transit–ZONE, beobachtet werden muss.


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